Aktuelles

Wasserstoff als Erdgas-Ersatz: Stadtwerke Jena Netze starten Projekt H2-Transformation

[06. März 2023]

Auf dem Weg hin zu einer klimaneutralen Gasversorgung gehen die Stadtwerke Jena Netze den nächsten Schritt. Gemeinsam mit dem Fachexperten DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH aus Leipzig hat das Unternehmen sein Projekt „H2-Transformation“ gestartet. Bis Anfang 2024 soll ein konkreter Fahrplan stehen, wie die bisherigen Erdgasnetze in Jena und Pößneck als Wasserstoffverteilnetze weitergenutzt werden können. 

Bundesweites Ziel ist es, die Gasnetztransformation bis spätestens 2045 abgeschlossen zu haben. Der Klimaaktionsplan der Stadt Jena ist sogar noch ambitionierter und sieht die Erreichung der Klimaneutralität in Jena bis zum Jahr 2035 vor. Auch die Stadtwerke Jena Netze werden erste Teilnetze voraussichtlich deutlich früher auf 100 Prozent Wasserstoff umgestellt haben. Dafür stellt das Unternehmen nun die Weichen. 

So lassen die Stadtwerke Jena Netze ihre vorhandenen Anlagen durch das DBI auf ihre Wasserstofftauglichkeit hin untersuchen und deren H2-Eignung zertifizieren. Projektleiter Axel Gumprich geht davon aus, dass bereits jetzt ein Großteil des Bestandes die Anforderungen zur Durchleitung von reinem Wasserstoff erfüllt. Wasserstoff hat andere Eigenschaften als das mehrheitlich aus Methan bestehende Erdgas: Es ist deutlich leichter und flüchtiger, was andere Anforderungen an die Dichtigkeit von Leitungen und Armaturen stellt. Im Vergleich zum Erdgas ist der Heizwert von Wasserstoff zudem geringer, deshalb müssen die Leitungen größere Volumina transportieren, um die gleiche Energiemenge zu erzielen. „Hinsichtlich unserer Netze sind wir aber technisch sehr gut aufgestellt“, schätzt der Assetmanager Gas bei den Stadtwerken Jena Netze ein. Grund dafür sei die umfangreiche Investitionstätigkeit der letzten Jahre, darunter das Programm zum Austausch von Stahlrohren gegen Gasleitungen aus Kunststoff. 

Parallel zur technischen Prüfung der Wasserstofftauglichkeit ihrer Anlagen, sind die Stadtwerke Jena Netze bereits im Austausch mit potenziellen Abnehmern von Wasserstoff. „Aus diesen Erkenntnissen zu den künftigen Wasserstoffbedarfen entwickeln wir in einem zweiten Projektteil Szenarien für künftige Umstellzonen“, erläutert Axel Gumprich. „So wollen wir schnellstmöglich die Versorgung unserer Netzkunden mit Wasserstoff sicherstellen.“ Zunehmend zeichne sich auch ab, dass bereits Ende der 2020er Jahre Wasserstoff aus den überregionalen Netzen zur Einspeisung in das eigene Leitungsnetz zur Verfügung stehen wird. „Ein schneller Markthochlauf in der Erzeugung und Beschaffung von Wasserstoff ist entscheidend dafür, dass der dringend benötigte alternative Energieträger in ausreichender Menge verfügbar sein wird.“ Unklar ist derzeit, ob und wann in der Region dezentrale Erzeugungsanlagen für Wasserstoff erstehen werden. 

Im dritten Projektteil wollen die Stadtwerke Jena Netze notwendige technische Anpassungsmaßnahmen skizzieren, Investitionsbedarfe abschätzen und all diese Erkenntnisse in einen konkreten Maßnahmen- und Zeitplan zusammenführen. „Das Interesse insbesondere bei unseren gewerblichen Netzkunden an einer klimaneutralen Energieversorgung und im Speziellen am Thema Wasserstoff ist hoch“, erläutert Axel Gumprich. „Und wir können mit Überzeugung sagen: Wir arbeiten daran und sind in unseren Überlegungen schon weiter als viele andere Netzbetreiber.“ Gern stehe das Unternehmen ihren Netzkunden als Ansprechpartner für alle Fragen rund um den Gasnetzumbau zur Verfügung. 

Die Stadtwerke Jena Netze engagieren sich seit Jahren in verschiedenen Initiativen zur Nutzung von Wasserstoff und beteiligen sich als Mitglied im Netzwerk H2vorOrt auch an der Erstellung des bundesweiten Gasnetztransformationsplanes (GTP). 

Grüner Wasserstoff spielt als Erdgas-Ersatz in den Energiemodellen der Zukunft eine große Rolle. Er wird mittels Elektrolyse aus Wasser gewonnen. Dazu soll vorrangig klimaneutraler Ökostrom verwendet werden. Da dieser an manchen sonnen- und windreichen Tagen im Überfluss vorhanden ist, kann Wasserstoff auch als Energiespeicher für Zeiten der „Dunkelflaute“ dienen. Bei der Nutzung von Wasserstoff wird kein klimaschädliches CO2 freigesetzt. Und da er grundsätzlich überall produziert werden kann, wo erneuerbare Energie und Wasser zur Verfügung stehen, gilt Wasserstoff als vielversprechendster Ausweg aus der Abhängigkeit vom fossilen Brennstoff Erdgas.