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Zwischen Baugrube und Bürostuhl

Von wegen Winterpause: Für die Projektleiter bei den Stadtwerken Jena Netze ist immer Saison. Da sie ihre Vorhaben von der Planung bis zur Abrechnung betreuen, verschieben sich im Winter nur die Schwerpunkte – von der Baugrube hin zum Bürostuhl.

[16. Januar 2019]

Keine echte Winterruhe für Projektleiter
Thomas Heintz, einer von acht Projektleitern im Bereich Baudurchführung der Stadtwerke Jena Netze, weiß: Eine echte Winterruhe gibt es für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen nicht. Zwar wird es im Tiefbau im Winter deutlich ruhiger, aber an Maßnahmen, die sich »überirdisch« abspielen, kann auch bei Bodenfrost und Schlechtwetter weitergearbeitet werden. Seine Kollegin Petra Krämer ergänzt: »Die Wahrnehmung unserer Arbeit beschränkt sich sehr oft auf die Bauüberwachung vor Ort. Und klar, das ist es auch, was uns an unserem Job besonders gut gefällt: Denn hier sieht man etwas entstehen, hier tobt das Leben.« Doch ist das eben nur ein Teil des Gesamtbildes. »Wir sind keine Bauleiter, wir sind Projektleiter. Und entsprechend betreuen wir ein Vorhaben von der Aufgabenstellung über die Abrechnung bis hin zur Dokumentation. Für uns beginnt das Bauen nicht mit dem ersten Spatenstich und ist mit dem letzten Schaufelschlag auch nicht beendet.«

Ganz zu Beginn steht akribische Planung
Rund 20 Millionen Euro wurden im Jahr 2018 »verbaut«. In der Hochsaison im Sommer hat das neunköpfige Team um Sachgebietsleiterin Silvia Seiler mit Unterstützung einiger externer Bauüberwacher bis zu 74 Vorhaben gleichzeitig umgesetzt. Das betrifft Leitungs-, Kanal- und Anlagenbaumaßnahmen für die Sparten Strom, Gas und IT bei den Stadtwerken Jena Netze, für den Bereich Trinkund Abwasser des Zweckverbandes JenaWasser sowie für die Sparte Fernwärme bei den Stadtwerken Energie. »Einen richtigen Anfang oder ein Ende hat das Baujahr eigentlich nicht«, erzählt Petra Krämer. »Schon im Spätsommer, wenn die meisten Maßnahmen noch laufen, sitzen wir im Bereich Investitionen an der Planung für die Folgejahre.«

Los geht es immer mit einer Aufgabenstellung und dem Festlegen wichtiger Grundsätze: Wer will bauen? Was? Wann? In welchem Budgetrahmen? Was macht fachtechnisch und bautechnologisch Sinn? Wo lässt sich zu welchem Preis die Qualität verbessern? All das fließt in die Planung und das Leistungsverzeichnis ein. »Da muss alles drin stehen, was später beim Bau zur Abrechnung kommen wird – nicht weniger und auch nicht mehr«, erzählt Thomas Heintz. »Eigentlich muss man dafür ‚Hellseher‘ sein und die Zukunft voraussagen, aber nach Jahren der Erfahrung nähern wir uns da schon gut an.« Zu bedenken ist vieles: Neben der »reinen« Bauleistung geht es da um Anträge und Gebühren, um Vermessungen, Bodenanalysen, Kampfmitteluntersuchungen, TÜV-Zertifikate, Schweißprobenanalysen, Dichtheitsprüfungen, Baumfällgenehmigungen, und, und, und …

Ausschreibung und Auftragsvergabe erfolgen gemeinsam
mit dem zentralen Einkauf der Stadtwerke Jena. Dabei ist jeder einzelne Auftragnehmer und jedes Gewerk abhängig von der betroffenen Netzsparte einzeln zu beauftragen und im Falle von Nachträgen oder Zusatzleistungen das Ganze mehrfach anzupassen. Ein Heidenaufwand, der die Projektleiter sehr an den Bürostuhl fesselt. »Geht’s dann endlich los, ist die Kommunikation ein wichtiger Punkt«, weiß Thomas Heintz.

Behörden, Anlieger, Bürgermeister, Autofahrer, Wohngenossenschaften, Gewerbebetriebe: Alle sind zu informieren und jeder hat ein anderes Mitteilungsbedürfnis. »Ausreichend Zeit steht dafür nie zur Verfügung. Und oft wird unsere Zeitnot leider als Abweisung verstanden. Aber so ist das nicht gemeint.«Oft werden die Projektleiter auch zum Prellbock oder Kummerkasten für Dinge, die sie nicht zu verantworten haben. »Aber auch das kennen wir schon, das gehört halt irgendwie dazu.« Letztlich findet sich meist für alles eine Lösung, mit umsichtigem Handeln, Feingefühl und Diplomatie, Kompetenz und Kundenorientierung.

 Für Baumaßnahmen wie 2017 in der Wagnergasse müssen die Projektleiter des Bereichs Baudurchführung der Stadtwerke Jena Netze eine Menge Planungs- und Dokumentationsarbeit leisten.

Auch nach dem Bau ist noch viel zu erledigen
Ist das Projekt technisch fertig, geht der »Bürokram « für die Projektleiter erst richtig los: Jetzt stehen Bauabnahmen, Bearbeitung von Restleistungen, Baufertigmeldungen, die aufwendige Rechnungsprüfung und –bearbeitung sowie die komplexe Dokumentation auf dem Programm. »Und irgendwie läuft das alles (und noch viel mehr) das ganze Jahr lang durch - ohne irgendeine Winterpause.«

Trotzdem trügt der Eindruck natürlich nicht, dass im Januar und Februar weniger gebaut wird, selbst wenn uns der Klimawandel mildes Wetter schenkt. »Das liegt schlicht daran, dass die Baufirmen, Asphaltmischanlagen und Steinbrüche das ganze Jahr nicht dazu kommen, ihre Fahrzeuge, Maschinen und Anlagen zu prüfen und zu reparieren oder ihre Kollegen mal auf ein Seminar zu schicken. Das wird dann eben traditionell in diese Zeit gelegt.«

Lange dauert diese relative Ruhephase aber nicht: »Kaum ist der Frost nicht mehr so tief im Boden, rollen Radlader und Lkw an, es geht wieder los – und das ist gut so!«