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Wasserstoff als Erdgas-Ersatz: "Wir arbeiten dran"

Stadtwerke Jena Netze engagieren sich in der Initiative „H2vorOrt“ und stellen planerische Weichen für Ablösung des fossilen Brennstoffs

[09. September 2022]

„Im Energiemodell der Zukunft spielt Erdgas keine Rolle mehr“, sagt Axel Gumprich, Assetmanager Gas bei den Stadtwerken Jena Netze. Es soll zu einem Großteil durch Wasserstoff ersetzt werden, der mittels Elektrolyse aus Wasser gewonnen wird. Hierzu soll Ökostrom verwendet werden, der an manchen sonnen- und windreichen Tagen im Überfluss vorhanden ist und so für Zeiten der „Dunkeflaute“ gespeichert werden kann. Bei der Nutzung von Wasserstoff wird kein klimaschädliches CO2 freigesetzt. Und da er grundsätzlich überall produziert werden kann, wo erneuerbare Energie und Wasser zur Verfügung stehen, gilt Wasserstoff als vielversprechendster Ausweg aus der Abhängigkeit vom fossilen Brennstoff Erdgas. Zahlreiche Abkommen, zuletzt mit Kanada, hat die Bundesregierung deshalb bereits geschlossen. „Allerdings wird die Umstellung unseres Erdgasnetzes auf Wasserstoff noch Jahre brauchen“, schränkt er ein. „Aber die Möglichkeiten sind da. Und wir arbeiten bereits daran.“

Dafür engagieren sich die Stadtwerke Jena Netze in der Arbeitsgruppe „H2vorOrt“. Ziel ist es, die bestehenden Erdgasnetze als Wasserstoffnetze weiter zu betreiben und den klimaneutralen Brennstoff damit flächendeckend verfügbar zu machen. Ein Großteil des benötigten Wasserstoffs soll importiert, über die vorhandenen Ferngasnetze transportiert und anschließend durch regionale Netzbetreiber wie die Stadtwerke Jena Netze an Endkunden verteilt werden. Aber auch eine regionale oder lokale Wasserstofferzeugung und -einspeisung – etwa um überschüssigen Ökostrom sinnvoll zu nutzen – ist denkbar. Bis 2025 will der Zusammenschluss regionaler Gasnetzbetreiber dafür einen konkreten Umstellungsplan entwickeln. Bis spätestens 2045, wenn Deutschland die Klimaneutralität erreicht haben will, soll die Umstellung abgeschlossen sein. Ein Zwischenstand dieses bundesweiten Gasnetzgebietstransformationsplanes (GTP), an dem auch die Stadtwerke Jena Netze mitgearbeitet haben, wird in dieser Woche vorgestellt.

Um Details für Jena zu nennen, ist es aktuell noch zu früh. Noch laufen technische Analysen und planerische Betrachtungen. „Wir prüfen verschiedene Szenarien. Teile der Politik gehen davon aus, dass Wasserstoff vor allem für die industrielle Nutzung sinnvoll ist, darüber hinaus kann Wasserstoff auch zur Wärmeversorgung und in der Mobilität eingesetzt werden“, erläutert Axel Gumprich. „Die Heizbedarfe vieler Privathaushalte lassen sich nach unseren Analysen oftmals effizienter über das bestehende und gegebenenfalls noch zu erweiternde Fernwärmenetz, über einzelne Nahwärmenetze sowie mit Wärmepumpen decken.“ Bei diesen Betrachtungen stehe man aber noch am Anfang.

Aktuell prüfen die Stadtwerke Jena Netze das vorhandene Gasnetz auf seine Wasserstofftauglichkeit. Denn Wasserstoff hat grundsätzlich andere Eigenschaften als das mehrheitlich aus Methan bestehende Erdgas. Es ist deutlich leichter und flüchtiger, was andere Anforderungen an die Dichtigkeit von Leitungen und Armaturen stellt. „Hier haben wir durch unsere Stahl-Austauschprogramme der vergangenen Jahre aber gute technische Voraussetzungen. Aber auch der Heizwert von Wasserstoff ist im Vergleich zum Erdgas geringer. „Um die gleiche Energiemenge zu erzielen, brauche ich das dreifache Volumen.“ Die größte Herausforderung stellt aus Sicht der Stadtwerke aber die Abnehmerseite dar. So gebe es für Privatkunden noch kaum wasserstofftaugliche Endgeräte.

Mit Blick auf die notwendige Wärmewende sieht Gumprich Jena in einer glücklichen Lage: Die Stadt verfügt über ein großes und weit verzweigtes Fernwärmenetz. Gaskunden, die sich in der Nähe der Fernwärmenetze befinden, können die Möglichkeit prüfen, sich an die Fernwärme anzuschließen. Beim Kauf von Gasheizungen sollten Kunden darauf achten, dass die Brenner leicht ausgetauscht werden können oder bereits H2-ready sind.